Das richtige Pick ist der Trick!

Das richtige Pick ist der Trick!

Wie Material, Form und Stärke eines Plektrums (Picks) den Gitarrensound beeinflussen.

Früher dachte ich, die Wahl eines Plektrums beschränke sich hauptsächlich auf ästhetische Aspekte. Die richtige Farbe, das perfekte Motiv und schon macht es mehr Spaß. Das ist sicher auch ein Motivationsfaktor. Schnell wurde mir aber klar, dass besonders die Stärke eines „Picks“ enormen Einfluss auf die Tongestaltung und den Klang hat. Irgendwie missfiel mir dieses „Ritsch-Ratsch“ eines hauchdünnen Plektrums, wie sie hier und da zur Liedbegleitung benutzt wurden. Je mehr ich von Gitarrenlehrern lernte, desto klarer wurde mir, dass die Beweglichkeit aus dem Handgelenk kommen sollte und ich dadurch dickere Plektren für vollere Töne benutzen kann. Als ich klassische Gitarre studierte, unterrichtete ich parallel als junger Gitarrenlehrer an der Musikschule insbesondere erwachsene Gitarrenschüler. Einer von ihnen war nicht nur doppelt so alt wie ich, er hatte als Ingenieur auch eine große Affinität zur Werkstoffprüfung. Gemeinsam haben wir dann nebenbei natürlich auch die Picks verschiedener Materialien und Stärken ausprobiert. Wir erkannten, dass Nylon sehr warm klingt und äußerst elastisch ist, während uns die Picks aus z.B. Delrin deutlich unflexibler und brillanter vorkamen. Durch die Elastizität von Nylon konnte man für die gleiche Anschlagsweise dickere Picks benutzen, was in der Summe deutliche klangliche Unterschiede hervorrief. Auf diese Weise kam ein Prozess bei mir in Gang. Heute, Jahrzehnte später, verfüge ich über eine riesige Sammlung an Picks, günstige wie teure, im Alltag habe ich aber häufig die drei gleichen Plektren in der Hosentasche. Welche das sind, wieso sie meine persönlichen Preis/Leistungs-Sieger sind und warum mir auch bestimmte Edel-Picks viel Freude machen, will ich hier erklären. Vielleicht bringt dir das ja auch etwas mehr Klarheit in den Dschungel der unüberschaubaren Angebote.

Solltest du nicht so gerne lesen, geht es hier erst mal zum Video:

Von der Konzertgitarre her kommend schlägt man die Saiten traditionell mit den Fingern der rechten Hand an, was nach wie vor eine meiner bevorzugten Spielweisen ist – sogar auf der E-Gitarre. Dabei kann man feststellen: Streift die Saite nur die Fingerkuppe, klingt es warm oder negativ gesagt „dumpf“. Streift sie stattdessen zudem das in Form gebrachte Ende des Fingernagels, klingt es deutlich brillanter. Auch im Fingerstyle gibt es also diesen Einfluss des Materials auf den Klang. Es stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln man außerdem noch den Klang durch den Anschlag beeinflussen kann? Zunächst einmal sollten wir an dieser Stelle verschiedene mögliche Parameter der Klangformung einer angeschlagenen Gitarrensaite in den Blick nehmen. Schon beim Anschlag mit den Fingern gibt es viele Variationsmöglichkeiten: Mit Nagel oder ohne, senkrecht oder schräg, angelegt (apoyando) oder frei (tirando), am Hals (dolce) oder am Steg (metallico), eine oder mehrere Saiten zugleich (z.B. Arpeggio oder Resgueado), Tap oder Slap, … Die Möglichkeiten scheinen schier unerschöpflich zu sein. Da wir uns hier auf Plektren als Anschlaghilfe oder Anschlagserweiterung beziehen, sollten wir diese Parameter zumindest im Hinterkopf behalten. Hier variieren zunächst einmal: Material, Stärke, Form und Schliff. Auch zur Spieltechnik wäre bei Plektren einiges zu sagen, das ist aber nochmal ein ganz eigenes Thema.

1. Material

Neben exotischeren Materialien wie Holz, Metall, Perlmutt, Leder oder Stein hat sich in der Vergangenheit vor allem Schildblatt (gewonnen aus dem Panzer einer Meeresschildkröte) zum beliebtesten natürlich vorkommenden Material für Picks herauskristallisiert. Es war gut formbar und erzeugte einen warmen Klang ohne viele Nebengeräusche bei der Berührung der Saite. Schliff man es bis auf 1-2mm herunter, war es noch ein wenig elastisch – die perfekte Kombination für ein Plektrum. Da Meeresschildkröten viele Jahrzehnte leben und ohne ihren Panzer natürlich nicht überleben können, gelten sie zum Glück seit den 70er Jahren als geschützte Art. Die Anfertigung und der Handel mit diesem Material und damit auch echten Schildblatt-Picks wurden seitdem verboten. Infolge dessen versuchten Gitarristen und Hersteller, den durch Schildblattpicks erzeugten und allseits beliebten Klang, durch andere Materialien zu imitieren. Die Kombination aus einer gewissen tonalen Wärme, geringen Anschlaggeräuschen und leichter Elastizität stand für volle, offen Töne. Das tut sie immer noch!

Von den natürlichen Materialien kommt Rinderhorn der Zusammensetzung und dem Härtegrad von Schildblatt sehr nahe, wobei sie jedoch (sofern ich mich noch an den zufälligen, kurzen und einmaligen Test eines solchen vor sehr vielen Jahren recht erinnere) in meinen Ohren deutlich wärmer und sanfter klingen.  Ich besitze die Picks der Firma „Thohr“ und „Dugain“. Es gibt außerdem eine Fülle von Möglichkeiten des Einsatzes natürlicher Materialien. Das geht von, in der Regel eher warm klingenden, Holzarten über harten Rinderknochen, Mammut-Elfenbein, Bronze, Stahl, Titan und sogar Halbedelstein, woraus so manches Pick bereits geformt wurde. Grundsätzlich neigen dabei glatte und harte Materialien dazu, dieses „Pling“ beim Berühren der Saiten zu erzeugen, sie klingen häufig deutlich brillanter und sind unflexibler. Für die Akustikgitarre, um die es mir hier insbesondere geht, sind meiner Meinung nach all diese Materialien nicht wirklich für die breite Masse der Gitarristen gemacht. Es ist vielmehr eine sehr komplexe Mischung aus etwas Elastizität, genügend Brillanz und wenig Anschlaggeräuschen vonnöten, um spieltechnischen und klanglichen Bedürfnisse abzudecken. Natürlich ist das auch Geschmacksache und es kommt auf das verwendete Instrument wie auch die Spielweise an. Meiner Beobachtung zufolge sind natürliche Materialien aber eher hochpreisige Nischenprodukte, die hier und da ein Spezialist für bestimmte Passagen oder seine ganz eigene Spielweise benutzt. Das mag bei E-Gitarristen noch einmal ein etwas abweichendes Thema sein. Manche E-Gitarristen benutzen sogar den „Quarter Dollar“ als Pick, was angeblich sehr kultig sein soll. Ich wünsche mir, dass wir etwas rationaler an die Sache herangehen. Wäre es nicht sinnvoll, dass die Wahl des richtigen Plektrums aus der Erkenntnis über Funktion und Klang bestimmter Materialien und Formen kommt. Ich versuche hier sowohl den Mythos vom „einzig wahren Pick“, als auch die Deklassierung bestimmter Plektren argumentativ in Frage zu stellen.

Neben den natürlichen Materialien stehen heute viele Kunststoffe zur Verfügung, die eine große Vielfalt in Anschlaggefühl und Klang erzeugen. Darauf möchte meinen Fokus legen. Hier erfährst du kurz etwas über die wichtigsten Kunststoffe:

Casein (Milchstein) ist ein wie Schildblatt recht steifes, also eher unflexibles Material, das ebenfalls trotzdem einen eher warmen Ton erzeugt. Es wird häufig in Schildblattoptik angeboten, weil es einen guten Versuch darstellt, dieses Material zu imitieren. Beim Anschlagen erzeugt es ein deutlich hörbares Nebengeräusch. Ein 1mm Pick aus diesem Material ist minimal elastisch (z.B. Hense Happy Turtle oder John Pearse Fast Turtle). Nylon dagegen hat eine sehr hohe Elastizität, ist damit sehr haltbar und klingt noch wärmer als Casein. Ein 1mm Pick aus diesem Material biegt sich beim Anschlag der Saite immer noch deutlich ohne viel Nebengeräusche zu erzeugen, während Casein in dieser Stärke fast nicht mehr zu bewegen ist (z.B. Dunlop Nylon oder Dunlop Jazz III). Delrin hat einen hörbar helleren Sound als Nylon und ist von der Flexibilität zwischen Casein und Nylon, also deutlich härter aber nicht steif. Auch Tortex-Picks sind aus Delrin gefertigt. Hier zeigen sich leichte Unterschiede in der Zusammensetzung und der Oberflächenbeschaffenheit. Grundsätzlich sind diese Picks von der Oberfläche etwas schlüpfrig (z.B. Dunlop Delrin oder Dunlop Tortex). Ultem ist ein deutlich steiferer Kunststoff (immer noch nicht so wie Casein oder Horn), der durch seine brillante Klarheit im Klang besticht. Für den großen Härtegrad erzeugt es ein noch erträgliches Maß an Anschlaggeräuschen (z.B. Dunlop Ultex oder Dunlop Primetone). Polymer klingt dagegen etwas wärmer als Ultem, obwohl es sogar noch etwas steifer ist (z.B. Dunlop Jazztone oder Martin Luxe). Acryl ist ebenfalls ein sehr hartes Material und erzeugt einen recht lauten Ton. Im Gegensatz zu manchen Herstellerangaben klingt dieser Werkstoff in meinen Ohren deutlich wärmer als Ultem (z.B. V-Picks Phil Keaggy oder Dugain Acryl). Duroplast ist  härter und dichter als alle anderen Kuststoffe . Es erleichtert durch seine glatte Oberfläche das schnelle Spielen. Es entsteht ein heller Ton mit deutlichen Anschlaggeräuschen. Duroplast Picks sind äußerst haltbar (z.B. Chickenpicks oder Gravity Gold).

Es gibt außerdem eine ganze Flut von Picks, die aus Zelluloid hergestellt werden. Dieses Material besteht aus Zelluloseacetat, das aus getrockneter Baumwolle und Buchenholz gewonnen wird und klingt etwas heller als Nylon – manche behaupten, es gehe in nötiger Stärke ebenfalls in Richtung Schildblatt, andere sprechen von „Vintage-Sound“. Da dieses Material günstig herzustellen ist, gibt es eine Fülle von Billigprodukten mit unsauberen Kanten und Aufdruck. Es werden aber auch hochwertigere Picks aus Zelluloseacetat hergestellt (z.B. Fender Std oder Dugain Acetat). Das ist natürlich nur eine Auswahl der aus meiner Sicht bedeutendsten Materialien mit meiner persönlichen Einschätzung, angereichert durch einige Herstellerangaben. Es gibt außerdem auch „Boutique“- Hersteller, die die Zusammensetzung des Materials nicht bekannt geben. Bei „Hense“ wird z.B. “Midnight Blue“ oder „Cream“ als Material angegeben. Wie der Name „Tortex“ bei Dunlop sind das selbst kreierte Bezeichnungen. Ein Pick aus „Midnight Blue“ z.B. klingt meiner Meinung nach noch klarer aber etwas wärmer als Ultem. Jeder Ton hat dabei eine gute Substanz. Obwohl es ähnlich steif ist wie ein Pick aus Ultem, erzeugt es deutlich weniger Anschlaggeräusche. Außerdem gibt es natürlich auch die hochgelobten und sehr teuren „Blue Chips Picks“. Häufig wird ihr Klang besonders voll beschrieben, was meiner Meinung nach vor allem auf die gute Substanz im Ton und die geringen Anschlaggeräusche zurückzuführen ist. Das ist in der Tat bei einem Material, das nicht ganz so hart wie Ultem ist, sehr positiv zu bewerten. Die Blue Chips Picks erzeugen einen wunderbar vollen und runden Ton, mit erstaunlicher Brillanz und angenehmen, hellen Obertönen. Dabei gleitet das recht harte Material sehr gut durch die Saiten und erzeugt so insgesamt einen sehr offenen Ton. Hier ist ein 1mm Pick geradezu perfekt für Flatpicking. Aus der Bluegrass-Szene sind diese sehr teuren Picks nicht wegzudenken.

2. Stärke

Die Kunst bei der Wahl des Gitarrenpicks besteht darin, die richtige Stärke für ein bestimmtes Material und einen bestimmten Anwendungszweck zu ermitteln. Ich spiele persönlich sehr gerne mit Nylon-Picks, wenn ich ausschließlich rhythmisch Akkorde anschlage. Da dieses Material so biegsam ist, kann ich ein 1mm starkes Pick immer noch gut mit zwei Fingern biegen, während das bei Ultem nur noch in sehr geringen Maße möglich ist. Ich mag bei dickeren Nylonpicks (also 1,0-1,25mm) den warmen, nebengeräuscharmen und schön von Saite zu Saite überblendenden Ton im Strumming. Für Flatpicking oder das Singlenote-Spiel fehlt mir bei Nylonpicks durch die vorhandene Biegung während des Anschlagens etwas die Kontrolle und damit auch die Substanz im Ton. Dafür mag ich z.B. Ultem Picks viel lieber. Hier kann ich mit meinem 1mm starken Pick einen klaren, zwar brillanteren aber gut akzentuierten Ton spielen. Ich persönlich wähle dafür normalerweise das 1,14mm starke Dunlop Ultex, das noch ein wenig mehr Substanz und Wärme im einzelnen Ton erkennen lässt, dafür aber etwas weniger biegsam ist. Du merkst, in bestimmten Grenzbereichen führt schon eine Abweichen von z.B. 0,14 mm zu einer deutlichen Veränderung. Ab einem gewissen Tempo ist ein zu elastisches Pick für Singlenotes nur noch sehr schwer zu handhaben. Das ist, wie wir ja erkennen durften, von der Kombination aus Material und Stärke abhängig. Nimmt man ein Ultem 0,73mm Pick für Strumming, ist es fast ebenso elastisch wie in 1mm Nylon, erzeugt aber einen deutlich helleren Klang. Je dünner ein Plektrum wird, desto mehr „Ritsch-Ratsch“-Nebengeräusche werden dabei durch das Aufschlagen auf den einzelnen Saiten erzeugt. Bei Ultem (Dunlop nennt diese Picks Ultex – falls dich die Begriffe irritieren) klingt das für mich persönlich z.B. ab 0,6 mm nicht mehr so schön. Je dicker ein Pick ist, desto schwerer gleitet man durch die Saiten. Man kann dann die Saiten nur noch hauchzart berühren (muss also sehr stark aus dem Handgelenk schlagen), sonst bleibt man wegen der Steifigkeit des Materials hängen und der rhythmische Fluss geht verloren. Lautstärke und Klangfarbe verändern sich dadurch drastisch. Neben dem Nylon 1mm liebe ich das Blue Chips TD35 in 0,89mm Stärke für Stumming. Dieses Pick ist noch genügend biegsam und erzeugt nur wenige Anschlaggeräusche bei einem trotzdem brillanten und sehr klaren Klang. Ich kann mit dem TD35 trotzdem viel klangvoller und kontrollierter als bei Nylon 1mm Bassdurchgänge oder kurze Singlenote-Licks einfügen. Je dicker ein Pick ist, desto wärmer und voller, also lauter klingt der Ton. Gerade im Jazz werden sehr gerne Picks verwendet, die mehrere Millimeter dick sind. Damit kann ein einzelner Ton extrem voll und warm klingen. Mein Dunlop Jazztone 207 Pick ist 2mm dick und aus Polymer. Damit kann ich die rundesten Melodien erklingen lassen, was ich nicht nur für Jazzmusik anwende. Ich würde grundsätzlich für Strumming Plektren zwischen 0,6 und 1,0mm empfehlen. Für Flatpicking finde ich Plektren zwischen 1,0 und 2,0mm ideal. Hier ist mein Blue Chip TAD 40  (1,0mm) meine absolute Referenz, währende auch das Hense Midnight Blue (1,4mm) sehr gut funktioniert und ich, wie gesagt, immer das Ultex 1,14 in der Hosentasche habe. E-Gitarristen wählen ebenfalls häufig eine mittlere Stärke (1-2 mm oder dicker), wobei in diesem Fall die Form möglicherweise abweicht, dazu kommen wir gleich noch genauer. Für die Jazzgitarre werden Picks zwischen 1,0 und 4,0mm gewählt. Für mich persönlich ist bei 2mm Schluss, weil ich ansonsten die Handhabung schwierig finde.

3. Form

Als weiteren Aspekt muss man bei der Wahl eines Picks über die Form nachdenken. Besonders die Spitze des Picks hat enormen Einfluss auf den Anschlag. Ist ein Pick, wie z.B. mein Jazztone 207, mit einer sehr abgeflachten und runden Spitze ausgestattet, gleitet man bei Singlenotes sanft in die Saite hinein und erzeugt damit einen warmen, runden Ton. Das kann man mit dem schräg angesetzten Fingeranschlag vergleichen. Mit einem sehr zugespitzten Pick klingt das sehr viel dünner und härter, man hat dadurch aber mehr Kontrolle über den Anschlag, was besonders das schnelle Melodiespiel erleichtert. Spitze Picks, wie z.B. die Jazz III Picks von Dunlop sind daher sehr beliebt bei E-Gitarristen. Ich persönlich wähle für die Akustikgitarre oftmals am liebsten die als „Standard“ bezeichnete Tropfenform, da sie für mich das Beste beider Welten darstellt. „Triangle“ Picks haben zudem bei ähnlicher Zuspitzung noch den Vorteil, dass man mit allen 3 Ecken anschlagen kann, die entweder identisch oder sogar unterschiedlich geschliffen werden können. Die Größe eines Picks ist wahrscheinlich vor allem eine Sache der Gewohnheit.

4. Schliff

Wenn du vermutest, dass ich jetzt den Absatz über die Form wiederhole, kann ich dich beruhigen. Mit Schliff meine ich die Möglichkeit ein Pick durch (im Idealfall) einen Handschliff zu perfektionieren. Der Hersteller „Jean Luc Dugain“ war wohl der Erfinder von Picks mit Griffmulden für Daumen und Zeigefinger. Dazu benutzt er sehr dickes Material, in das er Mulden schleift und das er zur Spitze hin abflacht. Dies erleichtert das ideale Halten eines Plektrums. Die Spitze der Picks von Dugain sind häufig auf der Daumenseite flacher als auf der Seite des Zeigefingers. Dies ermöglicht einen „smoothes“ Gleiten in den Downstroke mit der runderen Seite und einen etwas strafferen Ton im Upstroke der ja zumeist auf den unbetonten Zählzeiten erfolgt (so zumindest meine Vermutung zu seiner Absicht). Dieser Unterschied ist nicht riesig, erzeugt aber bei diesen dicken Picks ein angenehmes Spielgefühl. Da für diese Griffmulden aber sehr dickes Material benutzt werden muss sind sie für den typischen Akustik-Gitarristen eher nicht die enge Wahl. Außerdem kann man Picks für Rechts- bzw. Linkshänder schleifen, was  bewirkt, dass ein neues Pick sich spielt wie ein lange eingespieltes. Für Rechtshänder wäre das auf Daumenseite links abgeflacht und umgekehrt auf der Gegenseite. Das bewirkt ab einer Stärke von ca. 1mm regelrechte Wunder für das Gleiten durch die Saiten. So etwas gibt es in besonders herausragender Form z.B. bei Hense (hier kann man Pick mit Links-, Rechts- oder ohne –Schliff bekommen), natürlich bei Blue Chips oder auch weniger stark ausgeprägt und nicht von Hand gemacht bei z.B. den Primetone Picks von Dunlop und diversen anderen Herstellern. Ich habe mein „V-Pick Phil Keaggy“ auf diese Art nachgeschliffen, weil dieses gute Plektrum mit unsauberen Kanten geliefert wurde. Der Effekt war enorm! Sowohl Spielgefühl als auch Anschlaggeräusche wurden deutlich verbessert. Gerade bei größeren Stärken, ist es schon erheblich, wie steil ein Pick zur Spitze hin zuläuft. Mit etwas Schleifpapier kann man da aber auch deutlich nachhelfen. Achtung – immer schön auspolieren!

Um nochmals auf die drei Picks in meiner Hosentasche einzugehen: Für den Alltag habe ich normalerweise ein Dunlop Nylon 1mm (die schwarzen), ein Dunlop Ultex 1,14 mm und ein Dunlop Jazztone 207 in der Hosentasche. Mit dem Nylon spiele ich Strumming, mit dem Ultex Flatpicking oder E-Gitarre, mit dem Jazztone die runden Singlenotes. Alle Picks sind sehr preiswert, wenn ich mal eins aus der Hosentasche verliere, habe ich noch ein Set im Portemonnaie. Zuerst war diese Wahl einfach nur ein Produkt der Erfahrung. Irgendwann greifst du immer wieder dieselben Picks. Je mehr ich über Materialien herausfand, desto bewusster wählte ich allerdings mein Pick. Die beiden Blue Chips (TD 35 und TAD 40) sind meine absoluten Favoriten für die Steelstring! Ich benutze aber auch das Henze Midnight Blue, das John Pearse Fast Turtle Thin, das V-Picks Phil Keaggy, das D’Addario Acrylus Reso 1,5, das Henze Oliver Waitze das Martin Luxe 1,0, das Gravity Gold 1,0, das Dunlop Primetone 1,0, sowie seltener das Thohr Thin mit großer Begeisterung auf der Westerngitarre. Für E-Gitarre benutze ich auch mal spitzere Picks (z.B. das Hense Happy Turtle JZ oder Hawk Tonebird 1 in 1,4mm aus Casein) oder härtere Picks (z.B. Chickenpick Std 2,2)

Als WorshipNetzwerk geht es bei uns natürlich nicht in erster Linie um Spieltechnik und Equipment! Vielmehr drängt sich mir in diesem Zusammenhang noch eine Analogie auf: Das ideale Pick wäre so hart, dass es eine kontrollierte Berührung der Saite mit optimaler klanglichen Auswirkung erzielt. Es wäre so, dass man keine Anschlaggeräusche hören kann, weil es „Eins“ mit der Saite würde. Das ideale Pick wäre zudem „Eins“ mit der Hand und würde insgesamt das gesamte Potential dieses Spielers und eines Instrumentes zum Vorschein bringen. Genau auf diese Weise ist es, wenn wir von Gott berührt werden. Er will uns dahin bringen, dass wir im Flow sind! Was wir in seinem Segen tun, ist leicht und dennoch erfolgreich. Alles fühlt sich warm und gut an, obwohl wir zu Höchstleistungen befähigt werden. Wenn es klappert und schrillt, wenn wir keinen Frieden haben, sollten wir nachfragen, ob das wirklich von Gott ist! „Das Gute behaltet“, bedeutet für mich: Wenn es von Gott kommt, kann ich seinen Frieden spüren, auch wenn seine Wahrheit große Autorität hat. Vielleicht ist es so, als würden wir mit den Fingern anschlagen, ohne die Einschränkungen, die dir jetzt vielleicht in den Sinn kommen 😉

Hier noch ein kleiner Überblick über ein Paar besondere Picks:

Dunlop Primetone Std 100 oder 200 (Ultem) – heller ausgewogener Ton, als etwas brillantere Alternative für die Ultex, zudem mit Schliffkante, was bei 2mm schon wichtig ist – für Flatpicking oder Melodie auf der Akustikgitarre.

Hawk Tonebird 1 – 1,4mm (Casein) – runder Ton. Spitze ist toll für E-Gitarre

Blue Chips TD 35 oder TAD 40 (Blue Chips Kunststoff) – sehr voll und trotzdem hell und klar im Ton, nur minimale Anschlaggeräusche, hart, fast unzerstörbar, gleitet wunderbar durch die Saiten – für Flatpicking (TAD40) und Strumming (TD35).

Hense Midnight Blue 1,2mm (Midnight Blue Kunststoff) – sehr klar, wunderbarer Anschliff und kaum Anschlaggeräusche – Upgrade zu den Ultem Picks – spiele ich gerne für alles außer Strumming.

Hense Cream Speedy 1,2mm (Cream Speedy Kunststoff) – klar aber wärmer als die blauen, wunderbarer Anschliff und wenig Anschlaggeräusche – ich ziehe trotzdem die Midnight Blue vor

Thohr Classic 1mm (Rinderhorn) – sehr warmer Ton, jazzige Melodien auf Akustik oder Konzertgitarre.

John Pearse Fast Turtle Thin 1mm (Casein) – warmer Ton, klarer als Horn, tolle Konsistenz, gutes Material für Flatpicking und alles außer Strumming.

Dugain Ivoir Mammuth (Mammut Elfenbein) – hartes und glattes Material, dafür recht runder Ton – benutze ich fast nie, fühlt sich aber toll in der Hand an.

Hense Happy Turtle Oliver Waitze 1,6mm (Casein) – sehr angenehme Form, warmer, kräftiger und runder Ton, gute Kontrolle.

Dunlop Nylon 1,25 – sehr warm – für kräftig warmes Strumming

Dunlop Ultex 0,73mm (Ultem) – heller Ton mit hörbarem Anschlaggeräusch – gut für brillantes Strumming mit rhythmischen Akzenten.

Chicken Pick Std 2,2 und 2,6 (Duroplast) – sehr hartes Material und harter Ton, scheinbar ewig haltbar, hohe Anschlaggeräusche – gute Kontrolle für E-Gitarre.

D’Addario Acrylux Reso 1,5 (Acryl) – hartes Material aber dafür relativ warmer Ton – gut für Singlenotes und Flatpicking.

Gravity Gold 1,0mm (Duroplast) – sehr hartes Material, sehr brillanter Ton, Anschlaggeräusche – gut für sehr brillantes Flatpicking.

V-Pick Phil Keaggy  (Acryl) – hartes Material, warmer Ton, tolle Form für viel Kontrolle. Nach meinem Handschliff sehr gut für Singlenotes und Flatpicking geeignet.

V-Pick Tradition UL 0,8mm (Acryl) – hartes Material aber in dieser Stärke biegsam, brillanter Ton mit Anschlaggeräuschen, recht spitz für gute Kontrolle – geeignet für Strumming mit perkussiven Nabengeräuschen.

Martin Luxe 1,4mm – (Polymer) – sehr hartes Material, liegt super in der Hand, mit Rechtsschliff gleitet es gut durch die Saiten. Klarer, heller Ton mit viel Substanz – toll für Flatpicking und Singlenotes.

Nie hätte ich gedacht, dass ein Plektrum derart unterschiedlich klingen kann. Das richtige Pick trägt klanglich und vom Spielgefühl sehr stark zum Glücksgefühl beim Spielen bei. Probiere ruhig mal aus!