In meinem Seminar am Freundestag von „Einsatz Leben“ am 05.11.22 in Heuchelheim, kam ich mit den Seminarteilnehmern in ein sehr offenes und ehrliches Gespräch. „Es ist nicht immer so leicht, auch im Alltag mit Gott zu connecten, die Liebesbeziehung aktiv zu leben und im Dialog zu bleiben“, konstatierten wir betroffen. Selbst gestandene Anbetungsleiter berichten zuweilen von ihrer lieben Not, wenn die Stürme des Lebens, der Leistungsdruck und die Bedürfnisse der geliebten Menschen einem gerade wieder alles abverlangen. Anbetung scheint eine der meist angefochtenen Herzenshaltungen überhaupt zu sein. Woran könnte das liegen?
Sehr spannend ist in diesem Zusammenhang, wenn wir uns Hesekiel 28 genauer anschauen. Dort wird der König von Tyrus mit dem Stolz Satans verglichen. Hesekiel 28,13b: Deine kunstvoll hergestellten Tamburine und Flöten waren bei dir; am Tag deiner Erschaffung wurden sie bereitet” Aus den Worten “Tamburine” und “Flöten” können wir eine Ahnung davon erlangen, dass Satan als himmlischer Hohepriester diente und dort die Anbetung Gottes leitete. Wenn er als „schützender Cherub“ beschrieben wird, bekommen wir ein Gefühl von seiner damaligen Position und Macht. Er, der so gerne alle Anbetung für sich selbst beanspruchen möchte, kennt sich mit dem Herzen eines Anbeters viel besser aus, als uns oft bewusst ist. Ablenkung, Stress, emotionale Schieflagen, Angst, Selbstverdammnis und andere selbstzerstörerische Einflüsse auf unser Leben sind sein Geschäft. Er setzt alles daran, dass wir unsern liebenden Gott nicht anbeten, weil er weiß, welche Kraft davon ausgeht. Ich würde behaupten, er fürchtet sich davor – zur Recht!
Aus diesem Grund kamen wir im Seminar zu der Erkenntnis, dass es von sehr großem Wert sein müsste, einen Lebensstil zu kultivieren, der sich am Königreich Gottes orientiert. Wie David wollen wir gerne in allen Lebenssituationen in der Lage sein, Gott zu danken, uns ihm anzuvertrauen und ihm nahe zu sein. Was war aber Davids Geheimnis? Der Rabbiner Yonathan Eibeschütz kam zu der Erkenntnis: „Davids Geheimnis liegt in der Harfe“. In Psalm 49,5 schreibt er: Ich selber neige mein Ohr der Spruchrede (Gottes), löse selbst mir mit der Harfe mein Rätsel. Wann immer er tiefer in die Gegenwart Gottes treten wollte, half ihm seine Harfe. Für ihn waren die Zwiesprache mit Gott und prophetisches Handeln scheinbar nahe an Anbetungsmusik geknüpft. So wird in 1. Chronik 25 beschrieben, wie alle seine großen priesterlichen Anbetungsleiter sowohl Propheten oder Seher waren, als auch Musiker, die ihr Amt mit Instrumenten und Gesang ausübten und Lieder zum Lob Gottes schrieben. David hatte einen Lebensstil kultiviert, der seine Kraft aus der Begegnung mit Gott an stillen Orten zog. Musik war ihm dabei stets ein erwünschtes Hilfsmittel, dort im Geist hinzugelangen. Auch Elisa verlangte ja nach dem Saitenspieler, als er auf den dringlichen Wunsch des Königs den Rat Gottes einholen sollte.
„Soaking“ ist ein moderner Begriff für das Verweilen an diesen stillen Orten. Dort, wo wir uns ganz auf die Gegenwart Gottes konzentrieren und unsere Sinne nach ihm ausstrecken, kann unser Körper ruhen. Im Soaking soll unser Herz in Einklang mit dem Wirken des Heiligen Geistes gelangen. Wir lernen dort, mit den Augen des Herzens zu sehen. Der Heilige Geist möchte so gerne liebevoll in unsere Vorstellungskraft hineinsprechen und uns Visionen, Eindrücke oder Worte schenken, die uns das Herz Gottes zeigen. Soaking bedeutet zu Deutsch: aufsaugen. Wie ein trockener Schwamm wollen wir uns mit der Liebe des Vaters vollsaugen und davon überwältigt sein. Das Ziel von Soaking ist immer die Intimität mit Gott.
Im Folgenden möchte ich kurz eine effektive Methode schildern, wie wir diese Soaking-Zeiten kultivieren können:
1. Komm zur Ruhe
Wenn David in Psalm 62 schreibt: „meine Seele ist Stille vor Gott“, macht er deutlich, dass er eine meditative Herzenshaltung eingenommen hat, die sich einfach nur nach Gott sehnt. Er schickte alles, was ihn davon ablenken wollte, einfach von sich weg. Genauso wie David können wir uns vom Heiligen Geist tiefer in die Gegenwart Gottes führen lassen. Dazu ist es aber notwendig, alle Ablenkungen, alle Einwände und störenden Gefühle zur Seite zu schieben. In der Ruhe liegt dabei sprichwörtlich die Kraft.
2. Fokussiere dich
Für David gab es nichts wichtigeres, als ein Leben lang im Haus des Herrn zu bleiben und seine Schönheit zu meditieren (Ps27). Schönheit meint an dieser Stelle die Heiligkeit und Güte Gottes. Wenn du ruhig vor Gott kommst, kannst du dir einfach vor Augen malen, wie sehr Er dich liebt und was Er alles für dich getan hat. Sinne über seine Namen nach und lasse seine Güte in dir lebendig werden. Dabei solltest du immer frohe Erwartungen haben, denn Gott meint es ja immer gut mit dir! Sei dabei nicht überrascht, wenn der Heilige Geist dir plötzlich tiefe Gefühle, Sehnsüchte, überschwängliche Freude oder einen tiefen Frieden schenken möchte. Erlaube es ihm einfach.
3. Ausstrecken und suchen
Jetzt kommt der eigentliche Soaking-Moment: David beschreibt diesen Prozess in Psalm 84: „meine Seele sehnte sich nach den Vorhöfen, nun jubelt mein Herz“. Das Bild des sich vollsaugenden Schwamms wird in der Bibel mit der Wüste, die nach frischem Wasser dürstet, ausgedrückt. Mit dieser frohen Erwartung seines Segens kannst du alles aufsaugen, was Gott dir schenken möchte. Dabei ist es wichtig, dass du dich ihm ganz öffnest. Die Herausforderung könnte an dieser Stelle sein, völlig die Kontrolle abzugeben. Das kannst du auch einfach Stück für Stück erweitern. Wie könnten wir etwas vor Gott zurückhalten. Zwei sich liebende Personen können diese Liebe nur ausleben, wenn sie sich völlig vertrauen und gegenseitig öffnen. Genauso ist es mit Gott. Er will tiefer in die Liebesbeziehung mit dir eintreten, dich sozusagen in die Arme nehmen. Er kennt deine Bestimmung und möchte dich genau an diesen Ort führen.
4. Auf Gott reagieren
Häufig wird beim Abendmahl der Psalm 34 zitiert: „schmeckt und sehet, wie freundlich der Herr ist, gesegnet ist, dessen Zuflucht der Herr ist“. Dabei sind Soaking-Begegnungen mit Gott auch geradezu prädestiniert für diesen Ausdruck. Wir dürfen nicht annehmen, dass Gottes Gegenwart immer zu allen Zeiten und an allen Orten gleich intensiv ist. Seine Gegenwart kommt in Wellen. Wenn du in Gottes Gegenwart verharrst und empfindsam für den Fluss des Heiligen Geistes bist, wirst du spüren, wie er all deine Barrieren durchbricht und immer tiefer in dein Herz kommt. Du kannst ruhig mit allem, was du bist (Körper, Seele, Geist) darauf reagieren, wenn Gott dir sein Herz zeigt. Lasse seine Gegenwart in dir lebendig werden. Die Sprache der Liebenden ist oft leise und sehr bildlich. Du kannst nun freudig seine Gegenwart erwidern.
Worshipsongs oder die Klänge eines Instrumentes können, wie oben bereits geschildert, eine große emotionale Hilfestellung leisten, wenn wir in der Gegenwart Gottes stille werden wollen. Auch das Gebet in Sprachen katapultiert uns dort hin. Wir sollten aber beachten, dass oftmals das Empfangen von Gott bei permanentem Gebet (auch Sprachengebet) unsererseits gehindert werden kann.
Auch das Wort Gottes hilft uns, tiefer in die Gegenwart Gottes zu gehen. Der Heilige Geist liebt es, wenn er uns Bibelstellen beleuchten kann. Achtung, auch hier ist es wichtig, kein Leistungslesen zu praktizieren. Lieber sollten wir Bibelstellen Wort für Wort auf der Zunge zergehen lassen, sie langsam zerkauen. Vielleicht will dich der Heilige Geist mit in die ursprüngliche Situation nehmen und das Herz der damaligen Autoren zeigen. Wenn er mit bestimmten Wort zu dir spricht, in deine derzeitige Situation hinein, halte sie fest, bleib genau da.
So, wie wir lernen, uns in das Herz Gottes hinein zu lehnen, synchronisieren wir uns mit dem Rhythmus des Himmels.
Unser Ziel ist: wie im Himmel so auf Erden! Lehnen bedeutet dabei, sich biegen oder schief machen. Es ist eine Gewichtsverlagerung die auf die Hilfe einer uns stützenden Person angewiesen ist. Dabei entspannen wir im Vertrauen und der Sicherheit unseres Liebenden Vaters.
Wenn wir uns an sein Herz zurücklehnen, empfangen wir in seiner Herrlichkeit, damit wir uns wieder nach vorne lehnen können und in seiner Autorität wirken. Jesus will dir ein Leben in Fülle geben, du empfängst es in der Intimität mit Gott. Intimität mit ihm führt zum Segen!
Empfange seine geistliche Erfrischung und Erbauung, übernatürliche Kraft und frische Offenbarungen. Höre seine Stimme und lasse dich in seine Geheimnisse einführen. Seine Salbung will deine geistliche Autorität erhöhen, du wirst beim Soaking mit der Kraft Gottes vollgeladen. Daraus können Durchbrüche resultieren, durch die du Hindernisse überwindest. Er hat die Fülle seiner Segnungen für dich, die dich in die Freiheit führen wollen.
In 1.Petrus 2,9 heißt es: Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation und Personen aus Gottes Eigentum. Dies alles sind wir tatsächlich, damit wir Gottes Exzellenz proklamieren können. In Offenbarung 5 lesen wir, dass das auch bis in alle Ewigkeit so bleiben wird.
Was ist also unser Auftrag? Wir sollen der Welt die Herrlichkeit und Erhabenheit Gottes zeigen. Wir sind herausgerufen, seine Kraft, Güte und Liebe zu demonstrieren und berufen, den Himmel auf die Erde zu bringen. Wir sind beides zugleich: Könige und Priester. Priester dienen vor Gott mit ihrer Anbetung. In der Stille bringen sie ihre Opfer. Könige konzentrieren sich aufs Herrschen und Regieren, indem sie Verordnungen für ihr Gebiet erlassen. Unsere Identität als königliche Priester ist dabei entscheidend, weil wir immer in Balance dieser beiden Positionen leben müssen. Als Priester dienen wir Gott im Stillen. In der Intimität sehen wir sein Gesicht und hören seine Stimme. Als Könige wissen wir Gott in seiner Autorität und Gunst hinter uns, wir können sein Königreich erweitern. Wir regieren, indem wir den Leuten in Liebe dienen und dabei die Werke des Feindes zerstören. Was wir im Stillen empfangen haben, sollen wir in der Welt freisetzen (den Feind vertreiben und das Königreich ausbauen).
Es ist ein wichtiges Prinzip im Königreich, dass alles empfangen werden muss. Wir können nichts archivieren oder für später aufheben. Wir sehen, dass das Maß, indem wir vom Himmel empfangen, das Maß unserer Regentschaft im Leben steuert. Das ist ein wichtiger Schlüssel für einen Königreich-Gottes-Lebensstil.
Auszubrennen bedeutet, dass wir oberhalb des Levels dienen, auf dem wir empfangen! David ging es immer um Intimität mit Gott. Es zog ihn nicht zu seinem eigenen Thron, sondern zu Gottes Thron. So wurde er von Herrlichkeit zu Herrlichkeit geführt.
Lass dich von Gott durch Erneuerung deines Denkens transformieren. Der stille Ort, ist der Ort der Veränderung.
Das WorshipNetzwerk war am 05.11.22 am Freundestag von “Einsatz Leben“ zu Gast und leitete in den Hauptveranstaltungen die Besucher im Worship an. Es Spielten A. Weigel, E. Ludwig, D. Marx, S. Marx und C. Weiß. Ich leitete mittags außerdem das Seminar zum Thema. Zur Erarbeitung half mir die Lektüre von: Paul Yadao – Soaking in God’s presence. Am Sonntag , 06.11.22 spielten wir dann außerdem noch im Gottesdienst der Ev. Stadtmission in Butzbach. Dort sprang K. Weiß am Bass ein. Von dort stammt das Titelbild. Es war ein bewegendes Wochenende, danke an alle!
Christian
Hier ein Psalm, den mir Gott heute aufs Herz gelegt hat. Vielleicht möchtest du ihn beten.
Psalm
1 Für den Dirigenten. Auf beschwingte Weise zu begleiten. Von den Korachitern. Ein Psalm. 2 Wie schön sind doch deine Wohnungen, allmächtiger HERR! 3 Ich sehne mich von ganzem Herzen, ja, ich verzehre mich vor Verlangen nach den Vorhöfen am Heiligtum des HERRN. Mit Leib und Seele juble ich dem lebendigen Gott zu. 4 Selbst der Spatz hat ein Zuhause gefunden, die Schwalbe ein Nest für sich, wo sie ihre Jungen versteckt hat – nämlich bei deinen Altären, du allmächtiger HERR, mein König und mein Gott. 5 Glücklich zu nennen sind alle, die in deinem Haus wohnen dürfen, sie werden dich für immer preisen. // 6 Glücklich zu nennen ist, wer seine Stärke in dir gefunden hat, alle die, deren Herz erfüllt ist von dem Wunsch, zu deinem Heiligtum zu pilgern. 7 Durchqueren sie das Tal der Dürre, so wird es durch sie zu einem Ort mit Quellen, und auch der Herbstregen schenkt dem Tal wieder Fruchtbarkeit. 8 Sie empfangen auf Schritt und Tritt neue Kraft, bis sie dann vor Gott auf dem Berg Zion stehen. 9 HERR, du allmächtiger Gott, höre mein Gebet, schenk mir ein offenes Ohr, du Gott der Nachkommen Jakobs! // 10 Achte doch auf unseren König, der uns Schutz bietet, o Gott, ja, blicke wohlwollend auf den, der von dir gesalbt wurde! 11 Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als tausend andere sonst. Ich will lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes als dort zu wohnen, wo die Gottlosigkeit herrscht! 12 Denn Gott, der HERR, ist unsere Sonne, er beschützt uns wie ein Schild. Gnade schenkt der HERR, und er lässt uns zu Ehren kommen. Denen, die aufrichtig ihren Weg gehen, enthält er nichts Gutes vor. 13 Allmächtiger HERR, glücklich zu nennen ist der Mensch, der auf dich vertraut!