Gott sieht dein Herz – zeige es allen!

Gott sieht dein Herz – zeige es allen!

Authentisch vom Heiligen Geist im Worship leiten lassen

Musik ist aus christlichen Veranstaltungen nicht mehr wegzudenken. Obwohl Worship, das Singen von Gebeten und das geistliche Musizieren mit Instrumenten, wie wir es praktizieren, im Neuen Testament geradezu im Verborgenen bleibt, müssen wir davon ausgehen, dass auch Jesus mit seinen Jüngern gesungen hat. So war eben die Tradition.Und auch im Tempel spielte seit König David die Musik eine sehr wichtige Rolle. David hatte die besten Musiker angestellt und sogar besondere Instrumente entwickelt. Er hatte schon damals verstanden, dass Gott mit der Musik etwas erschaffen hatte, durch das wir uns auf besondere Weise ausdrücken können und von dem unser Herz stark bewegt wird. Musik war eine Gabe Gottes, die dazu gedacht war, zu unserem himmlischen Vater hinzuspielen. Gesungene Texte, die auf biblischen Wahrheiten basieren, prägen zudem unser Verständnis von Gott, sie helfen uns, unser Denken zu erneuern. Behalten wir doch diesen Gedanken zunächst einmal im Hinterkopf.

Als Musiklehrer an einer Gesamtschule kann ich aus Erfahrung sagen, dass auch die Jugendlichen von heute viel mehr als sie denken durch das permanente Konsumieren von Musik beeinflusst werden. Es passiert zwar ganz subtil, prägt aber die Kultur und damit unser Verhalten nachhaltig. Das lässt sich vielleicht am einfachsten dadurch erklären, dass Musik unsere Emotionen maximal beeinflussen kann. Du kannst mit Musik Gefühle verstärken oder abmildern. Nicht zufällig erscheint so gut wie kein Film ohne passende Filmmusik. Emotionen werden provoziert, Handlungen verstärkt, Übergänge werden fließender und auf bestimmte Figuren kann hingewiesen werden. Musik ist sogar in der Lage, völlig harmlose Filmszenen mit einer negativen Vorahnung zu versehen, die aus den Bildern nicht einmal ansatzweise hervorgeht. 

Da Anbetung eine zutiefst emotionale Angelegenheit zwischen Gott und uns ist, eignet sich Worshipmusik sehr gut, um leichter in die Gegenwart Gottes einzutreten. Ich habe den Eindruck, dass man beim Singen sogar weniger leicht abgelenkt werden kann als beim nicht gesungenen Beten. Das könnte allerdings auch eine etwas subjektive Wahrnehmung meinerseits sein. Jedenfalls bedienen sich gerade moderne Gottesdienste häufig der Qualitäten von Musik. „Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind“, geht wohl auf keine andere Art leichter, als wenn man gemeinsam Loblieder singt. In unserer Kirche wird sogar während bestimmter Gebetszeiten und in den letzten Minuten der Predigt Instrumentalmusik im Hintergrund gespielt, was die Gemeinde noch einmal besonders motiviert, das Gehörte ganz persönlich zu nehmen. Ich finde das wirklich hilfreich! 

Durch die überall verfügbaren Massenmedien haben sich in den vergangenen Jahren allerdings bestimmte Standards herausgebildet. Jeder kann, wann immer er will, die besten und inspiriertesten Worshipmusiker der Welt kostenlos via YouTube oder mit anderen Onlineangeboten anschauen und -hören. Sicher gibt es dabei große Vor- und auch Nachteile. Darüber will ich hier aber eigentlich überhaupt nicht schreiben. Vielmehr geht es mir, wie ja aus der Überschrift zu ersehen ist, um unser Herz. Dazu komme ich gleich!

Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich nicht schlecht staunte, als ich in jungen Jahren das wunderbare Songbook des Unplugged Albums von Eric Clapton kaufte. Bei einem Lied war ein sehr seltsam unharmonisches Intro abgedruckt, dass mit einem ebenfalls unverständlichen Kommentar Claptons ergänzt war. Ich ließ also diesen ersten Teil des Intros einfach weg und übte den Rest. Wie ich bei späterem Betrachten des MTV-Videos feststellte, hatte Eric Clapton eigentlich nur vergessen, seine Gitarre umzustimmen und nach wenigen Tönen das Dilemma bemerkt, woraufhin er dies nachholte. Bei einem Live-Video kommt so etwas eben vor, aber auch in der Transkription wurde dieser Fehler 1 zu 1 notiert, was beim Nachspielen einfach nur irritierend ist. Ich musste also unterscheiden lernen, was wirklich zur Substanz des Liedes gehört und was der Situation geschuldet war. 

Manchmal überkommt mich das Gefühl, dass wir ein wenig aufpassen müssen, nicht auch bei unseren christlichen Worship-Vorbildern (ob in der Gemeinde oder online) einfach jedes gesagte Wort und jeden Ausdruck, jede Geste oder jedes Lick zu kopieren. Sich an der Musik und die Songs der Profis anzulehnen ist sicher keine schlechte Idee, manche Songs verfügen über eine erstaunliche Salbung. Beim Nachspielen sollte man aber immer im Blick behalten, dass auch dies manchmal zu einem Perfektionismus oder eben zu der Imitation einer Rolle führen kann, was uns nicht wirklich mit dem Herzen bei Gott sein lässt. Ich träume immer noch davon, dass Gemeinden mehr und mehr ihre eigenen Songs, die Gott ihnen für ihre Gemeinde aufs Herz gelegt hat, singen. 

Was das Leiten der Worshipzeit angeht, sollten wir uns aber auf jeden Fall nach dem richten, was der Heilige Geist uns zeigt. So wichtig uns Performance auch erscheinen mag, wir können die Bewegungen in der unsichtbaren Welt nicht einfach außer Acht lassen und unser Programm abspulen. Die Kommunikation mit Gott ist ein Dialog, gerade auch für die Worshipleiter. Als solche sollten wir uns immer wieder klar machen, was wirklich unsere Aufgabe ist: Wir dürfen diejenigen sein, die aus einer Salbung heraus, mit Leichtigkeit in die Gegenwart Gottes eintreten. Jeder gespielte Ton, kann im Idealfall zu ihm hin gespielt werden und unser Herz darf sich mit seinem Herzen verbinden. Während wir ein Upload des Heiligen Geistes bekommen, geht diese Welle dann durch uns durch bis in die Tiefen der Herzen der Gäste und Besucher. Wir leiten die Gemeinde in die Gegenwart und in die Anbetung unseres Papas, des absoluten Herrschers von Himmel und Erde, hinein. Dabei dürfen wir alle Ressourcen des Himmels nutzen. Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass vielleicht auch Anbetungsengel anwesend sein könnten, die nur darauf warten, dass wir mit ihnen kooperieren. Wir brauchen jedenfalls ein offenes Ohr für den Heiligen Geist, der uns leiten möchte. Er kennt den optimalen Weg durch das Labyrinth der Möglichkeiten.

 Natürlich neigen wir von Natur aus dazu, Menschen zu imitieren, denen etwas gut gelingt. Es ist auch nichts dagegen zu sagen, Erlebnisse und Handlungsweisen gesalbter Anbeter für sich in Anspruch zu nehmen. Wir sollten uns nur vergewissern, dass wir nicht bloß ihre Methoden und Konzepte anwenden wollen. Besprich deine Wünsche für die Worshipzeit vorab im Gebet mit Gott! Er will dir antworten. Ich bin davon überzeugt, dass uns Imitation nicht ans gewünschte Ziel bringen wird. Wir werden immer nur einen Schatten dessen erleben, was Gott in bestimmten Situationen bewirkt hat. Gott hat dich und mich nicht zufällig so gemacht, wie wir sind. Er liebt es, wenn wir ihm unsere von ihm gegebene Persönlichkeit mit allen Haken und Ösen zur Verfügung stellen. Gott ist ein kreativer Gott. Er hat einen genauen Plan für dich und diese Worshipzeit. Er will dich und deine Persönlichkeit nutzen, um sich selbst anderen Menschen zu offenbaren. Dafür benötigen wir insbesondere ein offenes Ohr und üblicherweise auch eine gehörige Portion Demut. 

Kennst du das: du kommst nach einer Anbetungszeit am Ende einer Veranstaltung von der Bühne, wo schon 3 Personen warten, die dir erklären wollen, wie man etwas hätte besser machen können oder wieso dieses eine Lied nicht so gut ausgewählt wurde. Was ich hier versuche, etwas überspitzt zu sagen ist, dass Musiker durch ihre enorme Sichtbarkeit auf der Bühne ständig den Bewertungen vieler Menschen ausgesetzt sind. Jeder kommt mit unterschiedlichen Erfahrungen und Emotionen zu einer Veranstaltung. Wir können uns davon verabschieden, es jedem recht machen zu können, auch wenn die grundsätzliche Art der Anbetung schon zu einer Veranstaltung passen sollte. Dies wird aber von den Veranstaltern im Vorfeld geistlich abgewogen. Du kannst dich nicht verbiegen, um ein bestimmtes Format abzubilden. Ob eine Person in die Gegenwart Gottes eintritt, kann sie letztlich nur aus eigenem Antrieb, mit echter Leidenschaft und aus eigenem Herzen erreichen. Wenn es in der Bibel heißt, dass wir in Wahrheit und im Geist anbeten sollen, bezieht sich „Wahrheit“ für mich ganz stark auf unsere Echtheit. Wir können uns bei Gott nicht einschmeicheln, und taktische Diplomatie durchschaut er sofort. Anbetung funktioniert nur ehrlich, weil Gott die Beweggründe in deinem Herzen erforscht.

Und so ist es mir auch schon häufig passiert, dass in vermeintlich schlichten und unaufgeregten Anbetungszeiten die gewaltige Kraft der Gegenwart Gottes über mich hereinbrach. Dazu benötigen wir nicht zwingend pompöse Inszenierungen. Bitte verstehe mich jetzt nicht falsch. Ich liebe es, wenn die Band toll spielt, der Sound genial klingt und jeder das Beste heraus kitzelt. Allerdings finde ich es alarmierend, wenn wir beginnen, uns darauf auszuruhen oder ins Gegenteil verfallen und völlig verbissen agieren. Es sollte keine Stars in der Anbetung geben! Der Blick sollte außerdem schon gar nicht auf Verkaufszahlen und Klicks gerichtet sein. Deshalb richtet sich mein Appell auch an alle Veranstalter: Bitte lasst den Worshipleitern die Möglichkeit, als eigene Persönlichkeiten zu leiten. Je mehr Limits von außen angelegt werden, desto geringer wird die Chance, dass wir Gott erlauben, durch die Anbeter auf der Bühne zu agieren. Vielmehr müssen wir uns dann bei dem Versuch ertappen, das Gefühl einer vergangenen Begegnung mit Gott nochmals aufleben lassen zu wollen. Doch Gott lässt sich nicht in ein Raster pressen! Er will dir an jedem Tag auf seine ganz eigene Weise begegnen. Häufig führt das zu Überraschungen. Diese Überraschungen Gottes sind das Salz in unserer Suppe, die uns zum Salz dieser Erde werden lassen. Sie sind das lebendige Wasser, das unseren Becher überlaufen lässt. 

Ich liebe Gitarren! Ich spiele sie nicht nur gerne, ich liebe ihren individuellen Klang, die Hölzer und Bestandteile und die Möglichkeit der Optimierung von Klang. Gott hat mich in den vergangenen 7-8 Jahren aber eine interessante Lektion lernen lassen. So lange warte ich nämlich schon auf ein bestimmtes Instrument. Sie sollte mir vom Konzept her, wie auf den Leib geschneidert sein, weil ich viel Mitspracherecht hatte und womöglich das eine Instrument von diesem einen Meister sein. Nur leider habe ich sie bisher nicht bekommen. Ich hatte zusätzlich derart tolle Zusagen und prophetische Worte zur Nutzung dieser Gitarre bekommen, dass ich ob der unendlich erscheinenden Wartezeit beinahe verrückt geworden wäre. Irgendwie hatte sich in meinem Gehirn nach und nach der Gedanke eingenistet, meine Salbung sei auf eine bestimmte Art und Weise daran geknüpft. Ich weiß, aus der Distanz betrachtet erscheint das recht schräg, das war eben meine ganz persönliche Herausforderung. Irgendwann kam ich mit meinen Sorgen zu Gott und habe ganz konkret gefragt, ob er meine Salbung jetzt irgendwie zurückgezogen hat. Daraufhin fragte er nur zurück, wieso ich eigentlich davon ausgehe, dass meine Salbung, Worship zu leiten, an ein bestimmtes Instrument geknüpft sei? Das fragte ich mich dann auch, woraufhin diese Lüge einfach so von mir abfiel. Ich konnte den Gedanken an dieses Instrument einfach loslassen. Vielleicht werde ich irgendwann in den Genuss kommen, vielleicht auch nicht. Gott sieht nicht eine bestimmte Methode oder ein bestimmtes Werkzeug, er sieht dich und mich, und zwar bis auf den Grund unserer Herzen. Er ist ein Gott der Liebesbeziehung, die sich in Worshipzeiten ausdrücken sollte. 

Wenn wir alle Instrumente, alle Playbacks und Hilfsmittel einfach zur Seite legen würden, um IHN zu preisen, würde die Atmosphäre seiner Gegenwart uns trotzdem bis vor seinen Thron leiten können. Natürlich dürfen wir es uns leichter machen und auf die von ihm erschaffene Musik und gesalbte Liedtexte zurückgreifen, wir sollten das aber nicht überbewerten. Worship-Musik ist ein Hilfsmittel, nicht mehr und nicht weniger! Wie oft habe ich schon Menschen über bestimmte Musikstile streiten hören, als hätte Gott da ganz bestimmte Vorlieben. Es ist unsere Religion, die Limits und Mauern aufbaut. 

Als meine Frau und ich vor vielen Jahren bei einer Jubiläumsveranstaltung des ICF-Zürich waren, warteten wir alle auf diesen besonderen Abend, an dem Jeremy Camp spielen sollte. Als es dann so weit war, schien sich zuerst ein wenig Ernüchterung breit zu machen. Auch die hauseigene Band war so inspiriert und musikalisch ausgefeilt unterwegs gewesen, dass die Erwartungen zuerst etwas getrübt zu werden schienen. Erst an dem Punkt, als Jeremy Camp seine Performance unterbrach und begann, aus seinem eigenen Leben zu erzählen, scheinbar vom Plan abwich, berührte er unsere Herzen ganz tief. Erst in diesem Moment waren die Herzen offen und bereit uns in die Gegenwart leiten zu lassen. Es entwickelte sich zu einem ganz besonderen Abend des Lobpreises und der Begegnung mit Gott, weil der Fokus von einem Star der christlichen Musikszene mit seinen durchaus beeindruckenden Musikern auf den EINEN gelenkt wurde, um den es gehen sollte. Die Band konnte nichts dafür, dass die Erwartungen so wenig Freiraum gelassen hatten.

 Der Feind versucht uns dahingehend zu beeinflussen, dass wir andere ausgrenzen, Limits einführen und zu viel von Menschen erwarten, damit wir nicht in der Freiheit des Heiligen Geistes anbeten können. Er will uns heimlich unseres Landes berauben, das eigentlich schon uns gehört. Deshalb sollten wir unsere Zelte weiter spannen und mehr von Gott erwarten. Wie ich es schon 2018 in „Ich worshippe jetzt!“ auf Seite 198 von Lilo Keller zitiere, wird „der Demütige“ das Schwert Gottes erhalten, um in seiner Autorität zu wirken. „Demütig sein heißt, mich mit meinem ganzen Sein und Haben von Gott abhängig zu machen“. Ich komme irgendwie immer wieder darauf zurück. 

Ich wünsche uns allen neue und echte Inspirationen, die jede Worshipzeit zu einem einzigartigen Erlebnis werden lassen, das Gott den totalen Zugriff auf unsre Herzen erlaubt. Ich wünsche uns gesalbte Hände und Stimmen, die alle Emotionen des Augenblicks auffangen, ja, Gottes Emotionen sichtbar werden lassen. Ich wünsche uns, dass wir die Anderen und andere uns mit den Augen Jesu zu sehen lernen.

Christian