Gebet, das für dich und Gott schön ist
Viele von uns haben in ihrer Kirche, wenn es ums Beten ging,
Bibelverse wie: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn, und er wir für dich sorgen“
(Ps 55,23 SLT) gelernt. Das ist ein wunderbarer Vers, weil er die Güte Gottes
zu uns aufzeigt. Ich selbst habe in der Vergangenheit die verschiedensten
Methoden ausprobiert, wie ich möglichst effektiv und strukturiert Anliegen vor
Gottes Thron bringen kann, damit sein Reich hier auf Erden sichtbar wird.
Zu leicht passiert es aber dabei, dass wir uns unheimlich
stark auf die Anliegen fokussieren, seien sie nun unsere persönlichen Wünsche
und Träume oder auch die fürsorglichen Bitten für unsere Mitmenschen. Je mehr
wir uns auf die Sorgen und Nöte konzentrieren, desto weniger richtet sich
unsere Aufmerksamkeit aber auf den, zu dem wie sie bringen wollen.
Zu wem reden wir den jetzt eigentlich? Die Bibel sagt, dass
wir durch den Heiligen Geist, im Namen und der Autorität Jesu, zum Vater reden
können. Natürlich besteht die Dreieinigkeit aus drei einzelnen Personen, die
sich immer hundertprozentig im Einklang befinden und trotzdem verschiedene
Persönlichkeiten haben. Vielleicht hast du dir auch schon darüber Gedanken
gemacht, wie du Gott in einer bestimmten Situation anreden sollst. Mir ist
irgendwann aufgefallen, dass ich in jeder möglichen Situation zu Jesus kommen
kann. Er liebt es, wenn ich bewusst zu ihm komme, Zeit mit ihm verbringe,
seinen Rat einhole und ihn einfach anbete. Dabei hilft es mir, wenn ich ihm
einen Ort in meinen Gedanken anbiete und mir vorstelle, Jesus ganz real zu
treffen. Obwohl wir ihn nicht sehen können, ist Jesus doch in Wirklichkeit da.
Es macht einen gewaltigen Unterschied für mein Gebet aus, ob ich Gemeinschaft
mit Jesus habe, auch wenn es in meiner Phantasie ist, oder eine Liste mit
Anliegen einfach ins Nichts hineinsage.
Etwas komplexer ist dann die Vorstellung vom Vater und dem
Heiligen Geist. Schließlich waren sie niemals in menschlicher Gestalt
unterwegs. Und doch sind sie Persönlichkeiten mit Emotionen und einer
überschwänglichen Liebe zu uns, davon haben wir ja zuletzt auch schon
gesprochen. Der Vater, der alle Dinge aus purer Liebe zu uns geplant hat, liebt
es auch unbeschreiblich, wenn wir diese Liebe erwidern. Deswegen fordert Jesus
ja auch seine Jünger auf, zum Vater zu beten und ihn zu ehren. Und was den
Heiligen Geist angeht, er hat es auf sich genommen, die Dreieinigkeit in uns zu
präsentieren. Dabei geht er selbstlos vor und überbringt immer die Botschaft
Jesu, lenkt unseren Blick auf ihn hin und hilft uns im Alltag Anteil an der
göttlichen Herrlichkeit zu bekommen.
Ich habe mir deswegen angewöhnt, zuerst genau zu überlegen,
an wen ich mich mit meinem Thema zuerst wenden sollte. Wenn ich z.B. Gott für
das vollbrachte Werk an Ostern danken möchte, spreche ich direkt zu Jesus. Wenn
ich dagegen Weisheit für eine bestimmte Situation benötige, wende ich mich an
den Heiligen Geist, der ja auch Geist der Wahrheit oder Geist Christi genannt
wird. Er wohnt in uns, um uns zu lehren, anzuleiten und zu trösten. Zum Vater
hin sollte sich aber auch unser Lob richten, der uns erschaffen und erwählt hat
und jeder Zeit Ausschau nach uns hält. Es gibt natürlich Momente, in denen ich
auch zur gesamten Dreieinigkeit spreche, z.B. wenn ich die Schöpfung bewundere,
die sie ja als Team erschaffen haben.
Wichtig für das Gebet ist auf jeden Fall, dass wir eine
konkrete Vorstellung von unserem Gegenüber haben, weil unsere Gedanken damit
weg von den Anliegen hin zu Gott wandern. Anstatt uns in Sorgen, Nöten und
Wünschen zu verlieren, sollten wir uns vielmehr im dreieinigen Gott verlieren,
der alleine weiß, was wir wirklich brauchen. Ihm ging es schon immer in erster
Linie um die Gemeinschaft mit uns. Nur deswegen ist Jesus Mensch geworden, hat
sich verspotten und misshandeln und zuletzt sogar töten lassen. Nur dadurch
konnte der Heilige Geist in uns einziehen, um in uns zu leben und immer
direkten Zugang zur Gemeinschaft mit Jesus und dem Vater zu ermöglichen. Er
spricht zu uns in den Worten Jesu, der zur Rechten des Vaters auf dem Thron
sitzt. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich unser Gebet in erster Linie
mit dem dreieinigen Gott beschäftigen sollte. In der Gegenwart Gottes werden
wir in den Bereich seiner Heiligkeit gezogen und jeden Tag ganz neu mit
Gerechtigkeit, Frieden und Freude erfrischt (siehe Rö 14,17).
Erst nach der frischen Begegnung mit Gott, sind wir wirklich
in der Lage, zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige zu tun. Der Heilige
Geist lebt in uns, zu unserem Segen in der Gemeinschaft mit Gott, aber er kommt
auch auf uns, um seine vorbereiteten Werke an anderen Menschen zu vollbringen.
Aufgeladen mit der göttlichen Liebe können wir den Segen einfach durch und
hindurch fließen lassen.
Während mein Gebet ein „sich Hinwenden zu Gott“ und „gelebte
Liebe zu Gott“ ist, werden mir die Sorgen von den Schultern genommen, die Gott
sowieso schon kennt. Er freut sich, wenn ich sie ihm dankbar anvertraue.
Anschließend habe ich die Gnade, in der Autorität Jesu zu einem Problem zu
sprechen. Hinter jedem Problem steht auch eine negative geistliche Autorität,
deshalb spreche ich sozusagen mit dem Problem über Gott! Ich gebe mich auf
diese Weise als Kind Gottes und Nachfolger Jesu zu erkennen. Die Reaktion des
Feindes kann man ja in der Bibel immer wieder sehen: Flucht und Unterwerfung.
Das ist meiner Meinung nach der richtige Weg, um Problemen zu begegnen: Wir
bekennen wer und wie Gott ist und rufen seinen bereits errungenen Sieg über
unserem Leben aus!
Wie könnte jetzt also Gebet ganz praktisch aussehen? Wenn ich bete, zieht es mich zu dem Gott hin, den ich liebe! Ich rate deshalb immer zunächst einmal dazu, sich in Gedanken auf ihn einzulassen. Das könnte ein „sich in der Phantasie mit Jesus an meinem Lieblingsort treffen“ sein, wie ich es zuvor beschrieben habe. Wenn du dir seiner Gegenwart bewusst bist, sag‘ ihm einfach, wie sehr du ihn liebst und was er dir bedeutet. Gott liebt es über die Maßen, wenn er uns seine Gegenwart spüren lassen kann. Dabei geht es dann nicht um äußere Wunderwirkungen und Zeichen, sie sind vielmehr die Begleiterscheinung seiner Gegenwart. Es geht Gott zuerst um unseren inneren Frieden, die Freude und Liebe. Je tiefer du in seine Gegenwart eintauchst, desto mehr wirst du diesen Strom des Glücks spüren können. Darauf kannst du dann in deiner Art reagieren. Aber selbst wenn du einmal nichts spüren kannst, weil der Feind irgendeine Barriere vor dir aufgebaut hat, kannst du dir seiner Gegenwart bewusst sein. Er steht dir zur Seite, das ist nicht von Gefühlen abhängig. Und doch, die manifeste Gegenwart Gottes ist, wenn er uns mit unseren Sinnen erkennen und spüren lässt, dass er da ist.
Was ich sagen will, ist, dass Gebet hoch emotional ist!
Natürlich dürfen wir Gott auch unsere Not schildern. So macht man das eben bei
Personen, die man liebt. Aber wir schauen nicht auf die Probleme, wir schauen
auf Jesus, der am Kreuz schon alle Segnungen für uns freigesetzt hat. Auch
David hat Klagepsalme verfasst. Er hörte aber normalerweise nicht auf zu
singen, bevor sein Herz wieder voller Hoffnung war, weil er Gott kannte. Wieviel
mehr sollten wir diese Hoffnung in uns tragen, wo doch der Heilige Geist, der
Geist Christi, in uns wohnt!
Lass dich einladen zu einem Leben, das die Gemeinschaft mit Gott in Gebet und Anbetung als Substanz, ja, als Motor hat. Du wirst sehen, wie die Güte Gottes dir auf Schritt und Tritt folgt. Natürlich, da ist ein Feind in dieser Welt, der uns das Leben schwer machen möchte. Aber Jesus hat diesen Feind und die Welt, in der er regiert, bereits überwunden! Halleluja! Beten ist Einheit mit dem Sieger!